Biographie

Gerda Laufenberg - Biographie

Lebensläufe mit ausführlichen Details über Kindheit, Schulbesuche und Studienverläufen samt Hinweis auf die behilflichen Professoren langweilen mich. Irgendwann kommt man in ein Alter, wo das einfach lächerlich wird. Meine Vita möchte ich Ihnen daher anders präsentieren – so wie ich male ….

Ich kam etwa 1248 zur Welt, da feierte Köln gerade die Grundsteinlegung für den Dom, und ich wollte sofort Dombaumeisterin werden. Das war zu jener Zeit nicht möglich, 14 Jahre später verbrannte man mich als Ketzerin.

Das widerfuhr mir später noch einmal in Rom, nachdem Papst Pius IV meine Entwürfe zur Ausmalung der Sixtinischen Kapelle wegen ketzerischer Tendenzen anno 1483 abgelehnt hatte.

Danach beschränkte ich mich auf harmlose Modeentwürfe und beeinflusste nachhaltig den Chic der Renaissance und des Barocks. Dafür wurde ich nicht verbrannt. Anfang des 19. Jahrhunderts malte ich für die feine Gesellschaft Still-Leben mit toten Fasanen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden meine Erinnerungen verschwommen, ich verlor mich völlig in romantischen Schwärmereien und malte ausschließlich Nachtigallen.

Im 20. Jahrhundert schloss ich mich den blauen, roten und gelben Reitern an, fiel aber immer aus dem Sattel. Die Abstrakten umwarben mich, ich verfiel ihnen nur gelegentlich.

Seit 1978 habe ich – nach nachlässigem Studium – ein eigenes Atelier in Köln und arbeite dort in Erinnerung an bewegte Zeiten mal frühgotisch, mal üppig barock, mal expressiv böse. Nie mehr romantisch. Es gibt keine Nachtigallen mehr.

Ich habe in Belgien, Deutschland, Spanien und Holland ausgestellt, habe Bücher geschrieben und illustriert, ich liebe meinen Beruf und vielleicht male ich später auch mal wieder eine Nachtigall. Aber lieber eine vom Teller flüchtende Ente.

Gerda Laufenberg